Bewusstseinsänderung

CO2-Bilanz von Antriebsmotoren

Eine holistische Studie von Christoph Buchal, Hans-Dieter Karl und Hans-Werner Sinn bezieht nun den gesamte Lebenszyklus von E-Autos und klassischen Verbrennungsmotoren in die CO2-Bilanz ein, siehe sd-2019-08-sinn-karl-buchal-motoren-2019-04-25. Ein Artikel im Business Insider „E-Autos schaden der Umwelt mehr als Diesel, sagen Wissenschaftler“ gibt zu der genannten Studie ergänzend einen Überblick.

Öko-Lifestyle Reinwaschmodell

Möglicherweise entwickelt sich allmählich ein Bewusstsein zu dem mit Halbwahrheiten besetzten Mode-Begriff „E-Auto“ und die Befreiung von der Prophezeiung, dass das E-Auto das Allheilmittel zur CO2-Reduktion im individuellen Straßenverkehr sei. Sicher ist in Ballungszentren das E-Auto im Carsharing neben dem Ausbau des ÖPNV und der Radwege eine sinnvolle Ergänzung zu einem verbesserten Stadtklima. Allerdings ist es äußerst fragwürdig, wenn die Anschaffung eines zusätzlichen privaten E-Autos als Drittfahrzeug für Stadtfahrten zum Öko-Lifestyle Reinwaschmodell verkommt! Deutlich zielführender ist die Frage:

Verbesserung der Persönlichen CO2-Bilanz

Tatsächlich lassen sich die persönlichen Beiträge je nach Verhältnismäßigkeit und individueller Fähigkeit recht einfach umsetzen. Nachfolgend ein paar einfach umsetzbare Anregungen:

    • Wie hole ich meine Semmeln vom Bäcker?
    • Muss ich zwingend jeden Lift bzw. jede Rolltreppe nutzen?
    • Kann ich versuchen, ein defektes Geräte zu reparieren oder reparieren zu lassen anstatt dieses zu entsorgen und dafür ein neues Gerät anzuschaffen?
    • Bewußt die Notwendigkeit einer Anschaffungen hinterfragen, kaufe ich einen Artikel gerade aus einer Laune heraus etwa weil dieser günstig angeboten wird!
    • Wie sieht meine Urlaubsplanung aus?
    • Müssen alle meine Fotos bist zum Sankt-Nimmerleins-Tag in der Cloud abgelegt sein?

Hier sind der persönlichen Kreativität Tür und Tor geöffnet. Auch wenn manche Beispiele lediglich einen geringen Beitrag liefern, in der geistige Haltung ist der Erfolg durch die Summe jeder einzelnen Maßnahme begründet.

Dr. Harald Klein

Disrupt Reality

Wahrheit, Manipulation und Täuschung

Die Entzerrung von Wahrheit, Manipulation und Täuschung beschäftigt die Menschheit von jeher. Waren es in frühen Zeiten die fehlenden Möglichkeiten und Mittel den Wahrheitsgehalt zu überprüfen, so glaubte man mit fortschreitender Technologie, der Wahrheit auf den Grund gehen zu können. Dies erwies sich allerdings schon immer als Irrglaube, denn der Einzug neuer Technologien bietet ebenso verbesserte Möglichkeiten zur Manipulation und Täuschung der Realität. Dies steht eins zu eins in Analogie zum Doping im Sport. Auch hier erlaubt der technologische Fortschritt zwar eine verfeinerte Überprüfung der Athleten, führt jedoch zu mehr Möglichkeiten versteckter Manipulationen. Das wird aus bisheriger Erfahrung auch zukünftig ein endloses Rennen bleiben. Demzufolge verstehen sich „Disrupt Reality“ oder „Fake News“ als gedopte Wirklichkeit.

Persönliche Wahrnehmung

Allerdings unterliegt auch die persönliche Wahrnehmung einer individuellen Täuschung. Die Vermutung liegt nah, dass die persönliche Wahrnehmung der unverfälschten Wirklichkeit als Wahrheit verstanden werden kann. Jedoch ist dies nichts anderes als die persönliche Interpretation der für wahr genommenen Wirklichkeit! Sich der Täuschung der persönlichen Wahrnehmung zu entziehen, erfordert einen inneren Prozess zur steten Überprüfung der persönlichen Urteilsbildung.

Scheinbare Realität

Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, wie man scheinbare Realitäten als solche erkennen, enttarnen und sich der Täuschung entziehen kann. Mehr denn je ist ein gesunder Menschenverstand gefragt, der nach rationalen Gesichtspunkten sowohl Quelle als auch Inhalt der angeblich dargebotenen Realität gezielt hinterfragt. In diesem Zusammenhang sei auf Ortwin Renn verwiesen, der in seinem Buch „Das Risikoparadox – Warum wir uns vor dem Falschen fürchten“ Hinweise zur Urteilsbildung in komplexen Risikosituationen gibt. „Das Bewusstsein über die eigenen Mechanismen der Urteilsbildung“, „eine gezielte und ausgewogene Informationsaufnahme“, „Vorsicht walten lassen, wenn mit dem Brustton der Überzeugung angeblich wissenschaftlich bewiesene Tatsachen präsentiert werden“, „Einordnung, in welchem Verhältnis die dargebotene Information zu bisherigen Erkenntnissen steht“ und „ein gesundes Maß an Skepsis“ sind zumindest ein guter Ansatz, um auch scheinbare Realitäten als Täuschung zu enttarnen. Ebenso wie beim Doping wird man sich der Manipulation und Täuschung von Realitäten trotz alledem kaum entziehen können.

Dr. Harald Klein