Gut ein Jahr nach meiner Lapidus OP am linken Fuß ergab sich die Gelegenheit zur Feuertaufe bei einer Skitour. Gleich vorweg das Ergebnis ist ausgezeichnet – über die gesamte Skitour hatte ich keine Schmerzen im linken Fußballen.
Nach idealer Wetterprognose und geringer bis mäßiger Lawinengefahr hatte ich mich am Freitag für eine Skitour auf die Krähe in den Ammergauer Alpen entschieden. Lediglich das Startklar-Machen beim Hotel Ammerwald – ein bekanntermaßen als Kältespot geltender Ausgangspunkt – wird wenig einladend sein. Tatsächlich half bei -18° Celsius nach jeder Tätigkeit ohne Handschuhe, nur der Arm-kreisende-Helikopter, um die Finger in frostiger Kälte ein wenig beweglich zu halten. Ein anderes Problem war die Parkplatzfindung. Die Geschäftsführung des vor einigen Jahren für BMW Mitarbeiter neu erbauten Incentive-Hotels Ammerwald, war nicht bereit, Bergsteigern einen Parkplatz zu gönnen – auch nicht gegen Bezahlung.
Die Schneelagen am Schützensteig hat für die Abfahrt nichts Gutes erahnen lassen. Erst nach der Abzweigung des Pfads zum Ochsenälpleskopf lag durchgehend ausreichend Schnee am Steig. Und am Sattel bei der Jägerhütte wurde wir – Christa hatte am Freitag spontan zugesagt – zudem von einer wunderschönen Winterlandschaft begrüßt.
Mit Erreichen des Tals Richtung Roggentalsattel eröffnete sich der Blick zur Krähe mit seinem Gipfelkreuz. Von hier sind es noch ca. 450 Höhenmeter zum Gipfel. Es stellte sich die Frage, in welchem Zustand sich der Latschenhang präsentieren wird. Ausreichend Schnee konnten wir erwarten, jedoch kann die Schneedeckenbeschaffenheit unter der 10 cm hohen Neuschneeauflage den Aufstieg durch das steile Gelände unangenehm werden lassen.
Und tatsächlich war im Latschenhang die Unterlage dermaßen hart, dass bei den Querpassagen jede Belastung des Tal-Skis diesen unvermittelt abrutschen ließ. Indem ich den Tal-Ski zur Hangrichtung anstellte, konnte ich dem zumindest ein wenig entgegen wirken. Der Ski lag dadurch möglichst plan am Hang auf. Alternativ hätte man Harscheisen anlegen können. Den zusätzlichen Aufwand diese zu fixieren und in weniger steilem Gelände wieder abnehmen zu müssen, wollte ich mir ersparen. Leider wurde Christa vom ständigen Abrutschen ihres Tal-Skis derart zermürbt, dass sie kurz vorm Übergang in die leicht flachere Passage zurückblieb.
Der Gipfelblick war bei diesem wunderbarem Wetter grandios. Jedoch lies die Kälte gepaart mit leichtem Wind eine gemütlich Gipfelrast kaum zu. Um so mehr genoss ich die weiten freien und kaum befahrenen Hänge bei meiner Abfahrt zu Christas Rastplatz. Dort angekommen ließ ich mir meine Brotzeit gut schmecken.
Zurück in der Talsohle machten wir eine weitere Trinkpause und ließen die prachtvolle Landschaft auf uns einwirken. Oberhalb vom Sattel bei der Jägerhütte mussten wir uns von den wärmende Sonnenstrahlen verabschieden. Zurück am Sattel sollte uns bei einem kurzen Gegenanstieg auch ohne Sonne nicht kalt werden.
Ab der Abzweigung des Pfads zum Ochsenälpleskopf hieß es die Ski abschnallen und den Schützensteig zu Fuß mit Ski am Rucksack absteigen. Trotz dass wir uns sicher waren an unsrem Parkplatz keine Verbotsschilder missachtet zu haben, waren wir gespannt, ob uns nicht doch ein Pickerl überraschen wird. Aus eigener Erfahrung hat lovely Austria diesbezüglich seine eigenen unergründlichen Gesetze. Dem war zum Glück jedoch nicht so!
Dr. Harald Klein