Durch die Südföhnlage mit Windböen bis 80 km/h waren im Süden Großer Geiger und Großvenediger wolkenverhangen jedoch nördlich davon Keeskogl, Bachmayrspitz und Schwarzhörndl wolkenfrei. Wie Tags zuvor geplant, machten wir uns auf den Weg Richtung Keeskogl und Bachmayrspitz. Letztendlich wählten wir den Aufstieg zum Schwarzen Hendl. Der Föhnsturm sollte uns dabei noch ausreichend zu schaffen machen.
Als Folge des starken Winds sollte mein Suunto Höhenmesser mit klassischer Luftdruckmessung für die 600 Höhenmeter übertriebene 965 Höhenmeter anzeigen.
Dem Gelände angepasst wählten wir die Route mit Anstieg auf ca. 2.900 MüN, um anschließend unterhalb des verbliebenen Gletscherbereichs Richtung Osten zu queren. Von da war es ein Katzensprung zur Scharte zwischen Keeskogl und Bachmayrspitz. Dem Sturm trotzend mühten sich einige Skibergsteiger den Gipfelhang hinauf. Kurz unterhalb des Gipfels legten sie ihr Skidepot an, vermutlich unter der Annahme das oben am Gipfel der Wind noch stärker blies.
Christa wurde auf dem Gletscher förmlich weg geweht. Folgerichtig entschied sie sich gegen eine Gipfelbesteigung. Zumindest den Versuch wollte ich wagen. Tatsächlich kam ich zügig über die steilste Passage hinweg und entschied mich bis zum Gipfel aufzusteigen. Letztendlich auch unter der Prämisse, dass ein Skidepot am Gipfel unter diesen Windverhältnissen sinnvoller sei. Zudem hatte ich das Glück den Gipfel ganz für mich allein zu haben. Die Felle abgenommen und verstaut, lies ich kurz das mächtige Bergmassiv auf mich wirken. Letztendlich war ich froh, ohne Materialverlust zügig vom Gipfel abzufahren.
Christa war kurz oberhalb der Scharte bereits startklar. Im Glauben der Wind sei auf der Nordostseite der Scharte mäßiger, machten wir uns nach kurzer Pause für die Abfahrt bereit. Tatsächlich passten wir damit den optimal Zeitpunkt für unsere Abfahrt ab. Der Südhang von ca. 2.950 MüN bis 2.700 MüN sollte ein Genuss sein!
Kurz oberhalb der Kürsinger Hütte suchten wir uns erneut einen Brotzeitplatz, dieses Mal „geschützt“ von einem Felsblock. Zumindest konnten wir unseren Tee und ein wenig von unserer Brotzeit genießen. Viel Zeit verbrachten wir auch hier nicht.
Damit waren wir bereits mittags auf der Kürsinger Hütte zurück. Skier, Felle und Skischuhe in den dafür vorgesehenen Räumen untergebracht, verbrachten wir einen gemütlichen Nachmittag. Bereits um 18:00 Uhr gab es ein kräftiges und gutes Gulasch zum Abendessen.
Der Bergsteiger aus St. Pölten, der mit uns Tags zuvor im Taxi zur Postalm fuhr, berichtete, dass der Gipfelhang oberhalb der Vendigerscharte im Whiteout lag. Mit seinen Freunden konnte er nur unter zu Hilfenahme ihres GPS Geräts – mit vorab gespeichertem Routenverlauf – den Großvenediger sicher besteigen.
Dr. Harald Klein