Seekarkreuz – 15. Januar 2021

Nun hatte es auch in den bayrischen Bergen geschneit und für Freitag zeichnete sich bestes Wetter ab. So nahm ich mir als Ausgleich für unseren Going-Live Termin am 19. Dezember vergangenen Jahres den 15. Januar frei. Leider fand sich, wie seit einigen Jahren, kein/e Skitouren-Partner*in. Zudem stellte sich als Folge der Schneeverfrachtungen „große Lawinengefahr“ ein. Alles zusammen lies mich an der Sinnhaftigkeit einer Skitour zweifeln. So vertagte ich meine Entscheidung auf Freitag Morgen und ersparte mir am Abend zuvor den Aufwand, meine Ausrüstung zusammen suchen zu müssen. Selbst den Wecker hatte ich mir nicht gestellt. Meine Entscheidung machte ich davon abhängig, ob mich meine innere Uhr von selbst weckt. Tatsächlich um 5:20 Uhr wurde ich wach und der Sternenhimmel überzeugte mich zu einer Skitour.

Start in Mühlbach mit Blick zum Seekarkreuz
Start in Mühlbach mit Blick zum Seekarkreuz

In meinen frühen Skitouren-Zeiten hatte ich mir vor jeder Skitour beim Zusammenpacken die sechs wichtigsten Ausrüstungsgegenstände musterhaft ins Gedächtnis gerufen „Ski, Stecker, Schuh … Felle, Schaufel, Pieps“. Die Felle zieh ich bereits daheim auf die Ski. Nun gilt’s den Rucksack von Herbst- auf Winter-Equipment umzupacken, sowie frische Batterien ins LWS-Gerät einzulegen. Heut soll’s kalt bleiben, also kommen jeweils die dicken Aufstiegs- und Abfahrtshandschuh mit und keinesfalls die Mütze vergessen. Ausreichend Flüssigkeit und etwas Brotzeit dürfen nicht vergessen werden. Um kurz nach 8 Uhr startete ich dann.

Kurz unterhalb der Anhöhe vor der Lenggrieser Hütte auf 1.300 Hm
Kurz unterhalb der Anhöhe vor der Lenggrieser Hütte auf 1.300 m Höhe
Tiefer Neuschnee auf der Anhöhe
Tiefer Neuschnee auf der Anhöhe

Ab Königsdorf waren die Straßen teils noch mit Schnee und Eis bedeckt. Startpunkt ist in Mühlbach kurz nach der Hohenburg und bei ca. -8° machte ich mich startklar. Nach Westen Richtung Hirschtalsattel steigt die Forststraße flach an. Nach ca. 200 Hm auf ca. 900 m Höhe zweigt der Sommerpfad zur Lenggrieser Hütte nach Süden ab. Auf diesem Pfad gewinnt man schnell an Höhe. Offensichtlich waren vor mir zwei Bergwanderer ohne Schneeschuhe unterwegs. Die Spuren der Fußstapfen versinken bis zu 50 cm tief im Schnee. Ich frag mich, wie erschöpft müssen die beiden wohl sein, sollten sie es bis zur Anhöhe vor der Lenggrieser Hütte auf 1.300 m Höhe schaffen? Tatsächlich kamen mir zwei ältere Damen kurz vor der Anhöhe auf ihrem Abstieg entgegen. Offensichtlich waren die beiden auch derart erschöpft, so dass Ihnen eine Erwiderung auf meine Begrüßung offensichtlich nicht mehr möglich war.

Blick nach Westen zum Wetterstein mit Zugspitze
Blick nach Südwesten zum Wetterstein mit Zugspitze
Blick nach Norden Richtung Fockenstein
Blick nach Norden Richtung Fockenstein
Schattiger konkaver Westhang unter Seekarkreuz
Schattiger konkaver Westhang unter Seekarkreuz

Die Anhöhe vor der Lenggrieser Hütte eröffnet Richtung Osten den Blick zum Seekarkreuz. Auf Grund der aktuellen Lawinenverhältnisse sollte der freie, schattige und konkave Westhang vermieden werden. Es bot sich an, zum Bergrücken südlich zu queren, auf dem der Sommeranstieg von der Lenggrieser Hütte verläuft. Dieser zieht sich von da an gemächlich hinauf. Lediglich ein kurze Steilstufe galt es kurz unterhalb des Gipfel zu überwinden. Auf dem Seekarkreuz in 1.601 m Höhe lies die schwache Wintersonne die eisige Luft von ca. -14° nur unwesentlich angenehmer anfühlen. Bereits die kurz Zeit die Felle abzuziehen und diese zu verstauen, lies die Fingerspitzen unangenehm auskühlen.

Auf Bergrücken mit Blick zum Seekarkreuz
Auf Bergrücken mit Blick zum Seekarkreuz
Schönberg im Süden
Schönberg im Süden
Im Westen Brauneck und Benediktenwand in Wolken
Im Westen Brauneck und Benediktenwand in Wolken
Abfahrt über Ostgrat zur Rauhalm - Schneebrett in mäßig steilem Gelände
Abfahrt über Ostgrat zur Rauhalm – Schneebrett in mäßig steilem Gelände

Am Gipfel entschied ich mich, über den Ostgrat zur Rauhalm abzufahren, um von dort Richtung Brandkopf auf den Sattel nördlich vom Seekarkreuz aufzusteigen. Für die Abfahrt ist Orientierungssinn gefragt, nicht dass diese durch die waldigen Hänge zwischen Lenggrieser Hütte und Hirschtalsattel in einem der steilen Gräben jäh endet. Zumindest konnte ich mich an bereits vorhandenen Abfahrtsspuren ein wenig orientieren. Kurz oberhalb der Forststraße zum Hirschtalsattel  trifft man auf eine weitere Forststraße und gleich darauf wieder auf den Sommerpfad zur Lenggrieser Hütte.

Auf Sattel nördlich vom Seekarkreuz
Auf Sattel nördlich vom Seekarkreuz

Dr. Harald Klein