Am nächsten Morgen ging’s infolge der Zeitumstellung nach einer recht kurzen Nacht Richtung Windacher Daunkogel zum westlichen Gipfel 3.301 m. Die Nacht im Lager des Winterraums war überraschend ruhig, es gab nicht einen Schnarcher, der einem den Schlaf raubte, welch ein Wunder!
In der Sulza gings heute weiter nach Süden zum Sulztalferner. Anfänglich waren noch ein paar Tourengeher unterwegs, nach der kurzen Steilstufe wurde es jedoch recht ruhig.
Wo auch immer alle hin entschwunden waren, viele hatten sich vermutlich Richtung Kuhscheibnspitz verabschiedet, welch ein Glück wiederum für mich. Am Sulztalferner war ich bereits fast allein unterwegs.
Die wunderbare Gletscherwelt gab meinem einsamen Weg ein grandioses Geleit. Der Gletscherabbruch auf halben Weg ließ sich auf westlicher Seite leicht umgehn. Von da an hatte ich den Gipfel im Blick.
Der Aufschwung zur Gipfelpyramide wurde geringfügig anspruchsvoller. Ich hatte mich weiter Richtung Wütenkarsattel gehalten und von dort unter dem felsigen Gelände nach Südosten gequert. Nun hatte ich die Gipfelpyramide zügig erreicht und bald mein Skidepot in völliger Einsamkeit erreicht.
Von dort war der westliche Gipfel unschwierig zu ersteigen. Der Gipfel fällt nach Süden und Norden sehr ausgesetzt ab und der schmale Grat zum höchsten Punkt hatte doch etwas Überwindung gekostet.
Nun durfte ich mein verdiente Brotzeit genießen. Nachdem ich eine Stunde den Gipfel für mich ganz allein hatte, machte ich mich auf den Rückweg. Beim Abstieg von der Gpfelpyramide kamen mir vier sympathische Franzosen entgegen.
Sie waren von Süden aufgestiegen, vermutlich von der Hochstubaihütte. Bald schon war ich wieder ganz allein mit mir und konnte meine Spuren in die jungfräulichen Hänge legen.
Dr. Harald Klein